Die Brüder haben sich tatsächlich auf das Restaurieren der Werke des berühmten Architekten Carlo Scarpa spezialisiert.
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen in Venedig besteht darin, mich in all den Gassen, Calli und Fondamente zu verirren, in denen ich noch nie war. Leider, oder zum Glück, je nachdem ob man das Glas halbvoll oder halbleer sehen will, geschieht mir das immer seltener. Einerseits bedeutet es, dass ich Venedig immer besser kenne, andererseits erschreckt mich die Perspektive, dass einige dieser Orte, wie der von dem ich euch heute erzählen werde, in Vergessenheit geraten könnten. Eine einzigartige Gelegenheit, etwas Außerordentliches zu entdecken, kam durch den Verein „Associazione di Fotografia Marco Polo“, den ich vor drei Jahren gegründet habe. Wir wählen nämlich jedes Jahr ein fotografisches Thema und haben entschieden, nachdem wir 2014 das Selbstportrait und 2015 das alltägliche Leben dargestellt haben, unsere Kamera eindeutig auf Venedig zu richten, um jedes einzelne Viertel, die sogenannten Sestieri, zu entdecken.
Heuer konzentrieren wir uns auf Cannaregio. Wie Sie auf dem Stadtplan sehen können, erstreckt sich das Viertel Cannaregio vom Zugbahnhof bis zur Brücke, die zum Platz Campo Ss. Giovanni e Paolo führt. Es handelt sich deshalb um ein Areal, in dem man gleichzeitig touristenreiche, aber auch bedeutend ruhigere Zonen auffinden kann. Natürlich bevorzuge ich die Letzteren. Vor kurzem bin ich über eine einsame und sonnige Fondamenta spaziert, die sich an den äußersten Grenzen der Stadt befindet, dort wo sich die Stadt mit dem Meer vereint. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf ein Türschild auf dem „Qualità Artigiana“ (handwerkliche Qualität) stand.
Ohne weiter zu zögern, habe ich den Laden betreten und einen Ausschnitt des venezianischen Leben entdeckt, der mir unbekannt war: die Werkstatt eines Schmiedes! Genauer gesagt, die Werkstatt von zwei Schmieden. Paolo und Francesco sind Brüder, der jüngste ist heute 74 Jahre alt. Sie arbeiten in der Schmiede seitdem sie neun Jahre alt sind, genauso wie es vor ihnen auch ihr Vater Gino gemacht hatte. Der Brauch sehr jung mit der Arbeit zu beginnen, ist in den Werkstätten Venedigs weit verbreitet. Der Zimmermann Brandolisio erzählt mir oft, wie er sich mit 17 beim Meister Carli vorstellte und zu hören bekam, er sei zu alt um diesen Beruf zu erlernen. Glücklicherweise stellte er ihn dann doch als Gehilfen an.