Der Titel von Anselm Kiefers monumentaler Ausstellung in der Sala dello Scrutinio im Dogenpalast in Venedig stammt von einer Schrift des venezianischen Philosophen Andrea Emo: „Diese Schriften werden, wenn sie verbrannt werden, endlich Licht geben“ (Questi scritti, quando bruciati, faranno finalmente un po‘ di luce).
Die Werke wurden von dem deutschen Künstler zwischen 2020 und 2021 geschaffen und interagieren mit den originalen Deckengemälden. Das Thema, das der Künstler entwickeln will, ist das Verhältnis zwischen zeitgenössischer Kunst und Museen, daher auch der Titel der Ausstellung: „Diese Schriften werden, wenn sie verbrannt werden, endlich Licht geben“ zwischen dem Ironischen und dem Zynischen oder Resignativen.
Kiefers Werk, das sich vor unseren Augen offenbart, ist monumental und grandios. Sowohl Emo als auch Kiefer erinnern uns daran, dass diese Bilder aus der Negation hervorgehen, aus der Aufhebung der anderen bereits Vorhandenen, die sie überlagern. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche Gemälde: Die Künstler, die nach dem Brand von 1577 in der Sala dello Scrutinio gearbeitet haben, waren Jacopo Tintoretto, Andrea Vicentino und Palma il Giovane.
Gerade durch dieses Feuer wurden einige Gemälde zerstört und neue Gemälde geschaffen. Jetzt überlagern die Gemälde von Anselm Kiefer die bereits vorhandenen und werden nach ihrer Demontage aus dem Dogenpalast dem Untergang geweiht sein.