Ich war überzeugt, die religiösen Festtage und die Traditionen dieser jahrtausendealten Stadt zu kennen...
da ich jeden Tag durch ihre Gassen gehe, wurde aber bald eines Besseren belehrt, als ich bei der Eröffnung einer meiner Ausstellungen den Pfarrer der Kirche San Giorgio dei Greci traf.
Eine sehr freundliche und belehrte Person, die mir gestattet hat eine für die Orthodoxe Kirchengemeinde sehr wichtige Feier zu fotografieren, die Große Wasserweihe, eine für mich tief berührende Erfahrung!
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erlangten die griechischen Einwohner Venedigs die Erlaubnis, eine Schule und eine Kirche zu gründen, um die vielen Griechen der Stadt zu unterstützen und ihnen die Gelegenheit zu geben, dem orthodoxen Brauch zu folgen. Daraufhin erwarben die Griechen ein Stück Land und begannen im Jahr 1539 den Bau der Kirche, die dem Heiligen Georg gewidmet wurde und sich heute mit ihrem schiefen Turm elegant und herrschaftlich emporhebt. Heute noch versammelt sich hier jede Woche die griechische Gemeinde, der Ritus ist immer der gleiche und der Klang der Gebete in dieser mir unbekannten Sprache ergreift mich und versetzt mich in längst vergangene Zeiten zurück. Die Kirche und ihr Platz befinden sich in einer nahezu unberührten Ecke Venedigs. Man kann fast nicht glauben, dass sie sich nur wenige hundert Meter entfernt vom Chaos des Markusplatzes befindet!
Nach der Großen Wasserweihe, bei der auch ich dabei war, versammelt sich die Gemeinde in einer Prozession, die vom Bischof geleitet wird und sich zur naheliegenden Brücke, Ponte dei Greci, begibt. Der Bischof wirft das Kreuz in den Kanal. Das Kreuz wird daraufhin schnell heraufgeholt und in die Kirche zurückgebracht.
Am 23. April feiert die Orthodoxe Gemeinde Venedigs den Heiligen Georg, Schutzpatron der venezianischen Kirche. Ich hatte das Glück 2015 bei der Feier anwesend zu sein, als Bischöfe aus aller Welt einen über drei Stunden langen Gottesdienst abgehalten haben und ein byzantinischer Chor mit seiner andächtigen Feierlichkeit alle berührt hat.
Dieses Erlebnis war für mich besonders wichtig, weil ich während einer Pause des Chors genug Geistesgegenwart besaß, meine Kamera weiterhin zu halten und so eines der schönsten Fotos meiner Karriere geschossen habe. Ein Bild im Bild.